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Für die nächste Sitzung habe ich kurzfristig einen ergänzenden Text ausgewählt: Otthein Rammstedt (1988): Die Attitüden der Klassiker als unsere soziologische Selbstverständlichkeiten. Durkheim, Simmel, Weber und die Konstitution der modernen Soziologie. In: Otthein Rammstedt, Simmel und die frühen Soziologen. Nähe und Distanz zu Durkheim, Tönnies und Max Weber. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 274-307. Der Text wird im Seminar ausgeteilt und liegt ab Dienstag in der Bibliothek in meinem Reader. Lesetips für den 20.1.04 (Albrecht, Durkheim: Selbstmord) Nachahmungstheorie, Integration, Anomie, ätiologische Klassifikation von Selbstmordtypen: anomischer, egoistischer, altruistischer und fatalistischer Selbstmord In der letzten Woche haben wir uns Durkheims Regeln soziologischer Methode angeschaut. Durkheim definiert den sozialen Tatbestand, als ein "Ding", das von außen wirkt und auf das Individuum Zwang ausübt. Im Vergleich mit Weber haben wir festgestellt, dass Durkheim von einem kausalen Typenbegriff ausgeht, der soziale Aggregatzustände erklärt und prognostiziert, und Weber von einem Begriff des Idealtypus, der auf das sinnhafte Verstehen sozialer Handlungszusammenhänge zielt. Während Durkheims methodologisches Ideal die Messung sozialer Tatbestände durch entsprechende operationalisierte Variablen verlangt, möchte Weber soziales Handeln deutend verstehen und sinnhaft rekonstruieren. Durkheims Selbstmord gilt als der Klassiker für positivistische Wissenschaft. Indem er durch die Aufstellung statistischer Messreihen systematischen Korrelationen zwischen bestimmten Variablen nachspürt, kann er das Funktionieren von Gesellschaft im Sinne eines Zusammenwirkens bestimmter kausaler Faktoren erklären. Darüber hinaus wird einmal mehr Durkheims Fokus auf das Problem normativer Integration deutlich. Er bescheinigt seiner Gesellschaft anomische Krisenerscheinungen, die aus der Auflösung integrierender Milieus wie Familie, religiöser Gruppe oder anderen Kollektiven herrührt. Die rasche sozioökonomische Entwicklung bedroht den moralischen Zusammenhalt von Gesellschaft. |