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Lesetips für den 28.10.03 (Marx: Vorwort von 1859, zum 1. Bd. 24. Kapitel, des Kapitals, Engels Lohn, Preis und Profit) Beim Kopieren scheinen einzelne Seite durcheinander gekommen zu sein! "Fehlende" Seiten sollten sich daher weiter hinten im Reader befinden. Wert, Arbeit, Ware, Mehrarbeit, Profit Marx begreift Geschichte als eine Abfolge von durch Klassenkämpfen charakterisierten Produktionsweisen. Eine Produktionsweise umfasst die Gesellschaft in ihrer historischen Totalität - also nicht nur den Bereich ökonomischer Produktion, sondern insbesondere auch politische, rechtliche und ideologische Verhältnisse. Dabei geht er von einem Praxisverständnis aus, das das aktive Verhältnis der Menschen zu ihrer Umwelt und zu den anderen Menschen betont. Die Gesellschaftsmitglieder befinden sich in einer antagonistischen Struktur, die sie und ihre Produkte definiert ("Sein bestimmt Bewusstsein!"). Im Sinne von Hegels Dialektik kann dieser Antagonismus zweier Klassen im historischen Prozess "aufgehoben" werden (im dreifachen Wortsinn als 1. "auf höhere Ebene gebracht", 2. "aufgelöst", 3. "bewahrt"). In Marx' Vorwort von 1859 werden die wichtigsten Begriffe kurz definiert: In dieser Woche werden wir uns Marx' Arbeitswertlehre anschauen, die besonders klar und kompakt in Engels' Vorwort wiedergegeben wird. Marx' Arbeitswertlehre fragt, wie in einer freien Marktwirtschaft, in der durchschnittlich gesehen kein Teilnehmer bevorteilt ist, systematische Akkumulation von Kapital und damit die Entstehung eines Systems gesellschaftlicher Macht möglich ist. Betrachten Sie sich das Modell (ggf. mit Sekundärliteratur, z.B. Berger..., Einführung in die Gesellschaftstheorie, s. Seminarplan) und denken Sie es sich durch. In aller Kürze geht die Argumentation so: Der Wert einer Ware bemisst sich an dem zu ihrer Produktion durchschnittlich gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit. Auf einem freien Markt, auf dem Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind, werden damit immer gleiche Arbeitszeitquanten ausgetauscht. Wie kann nun eine Seite auf einem solchen ausgeglichenen Markt systematisch Kapital anhäufen? Dies gelingt ihr, indem Sie eine Ware kauft, die die spezielle Eigenschaft hat, mehr Wert zu produzieren als sie selbst wert ist. Dazu ist nur die Ware Arbeitskraft im Stande, die vom Kapitalist auf dem Arbeitsmarkt eingekauft wird, indem er einen Arbeitsvertrag mit ihr abschließt und ihr das zahlt, was sie wert ist. Wie bei jeder anderen Ware bemisst sich der Wert der Ware Arbeitskraft an der zu ihrer Produktion durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit, also etwa an der Arbeitszeit, die für ihren Bedarf an Lebensmittel, Unterkunft, Transport usw. notwendig aufgewendet werden muss. Der Kapitalist garantiert dem Arbeiter also einen gewissen Lebensstandard, der es ihr erlaubt, sich zu reproduzieren und auch neue Arbeiter zu produzieren, und der Arbeiter verspricht, so und soviel Stunden zu arbeiten. Nun ist die Anzahl der Stunden, die zu seiner eigenen Reproduktion notwendig ist, sagen wir bei x Stunden, und dieses Arbeitszeitquantum bekommt er als Lohn. Laut Arbeitsvertrag muss er jedoch 2x Stunden arbeiten. Diese Mehrarbeit von x Stunden geht als Wert in die produzierte Ware ein, der dann vom Kapitalisten auf dem Markt als Profit realisiert werden kann. Wohlgemerkt: Der Arbeiter bekommt genau, das was ihm zusteht, weil er x und nicht 2x Stunden braucht, um sich selbst, d.h. den Wert seiner Arbeitskraft zu reproduzieren. Würde er mehr verlangen, müsste der Kapitalist mehr für die Ware Arbeitskraft zahlen, als sie wert ist. Nichtsdestotrotz ist die Freiheit der Beteiligten nur formal, denn da der Arbeiter von den Produktionsmitteln getrennt ist (s. Marx' Kapitel zur ursprünglichen Produktion), kann er seine Arbeitsprodukte nicht frei auf dem Markt anbieten und ist darauf angewiesen, seine Arbeitskraft (nicht: Arbeit) zu verkaufen. Denken Sie sich das Modell durch und überlegen Sie sich verschiedene Beispiele, mit denen Sie das Modell anwenden (etwa auch im Dienstleistungsbereich). Um welche Probleme müsste das Marx'sche Modell heute erweitert werden? Welche Grenzen sehen Sie?
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